Motorradtour Sizilien - 29.09.2002

Zehn Tage mit dem Motorrad auf Sizilien

Die Anreise auf der Autobahn nach Genua war nicht spektakulär. Die Tickets hatten wir bereits über das Internet organisiert. Jedoch war es nicht möglich, bei einer Viererkabine mehr als zwei Motorräder online "mitzunehmen" (?). So musste ich noch kurz an den Schalter und für meine Maschine ein Ticket vor Ort kaufen. Als wir unsere Motorräder im Bauch der Excelsior verstaut hatten, machten wir uns daran das Schiff zu erkunden. Für 21 Uhr ist die Abfahrt geplant. Die nächsten zwanzig Stunden hatten wir an Bord verbracht und waren ausgeruht in Palermo angekommen.

Dort machten wir uns gleich auf die Suche nach dem Hotel, das wir allerdings erst nach längerem Suchen fanden. Leider sind in Palermo jedoch am Sonntagabend viele Lokale geschlossen, so dass es erstmals schwierig wurde uns den Magen vollzuschlagen. Wir hatten Glück und fanden doch tatsächlich einen Chinesen (!) der geöffnet hatte. Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg zu den "Catacombe dei cappucini". Hier wurden bis Anfang 20. Jahrhundert alle wichtigen Personen von Palermo mumifiziert und "eingelagert". Makaber - aber auch sehr eindrücklich. Kurz vor Mittag machten wir uns dann auf, die Insel zu umrunden. Neun Tage werden wir dafür brauchen. Der Verkehr in der Stadt hat seine eigenen Gesetze. Jeder fährt wo und wie er will, der Andere nimmt schon Rücksicht. Nachdem wir die Stadt hinter uns gelassen hatten, wurde auch wieder "ziviler" gefahren.

Auf kleinen und kleinsten Strässchen führte uns die Route weiter zur Kirche der Heiligen Rosalie auf dem Monte Pellegrino. Diese Kirche wurde in den Berg hinein gebaut. Später ging es nach Monreale. Der Dom ist das eindrücklichste Gebäude dieses Ortes und mit fantastischen Ornamenten und Malereien verziert. Nach einer kleinen Stärkung rollten wir weiter. Den Abend verbrachten wir in Castellamare de Golfo. Leider war unsere Unterkuft nicht am Strand sondern einige Meter höher, genauer gesagt etwa 300 Meter höher... Die Aussicht auf den Hafen und den Ort war aber gewaltig. Nach dem Morgenessen wurden die nächsten Kilometer unter die Räder genommen.

Auf der Küstenstrasse ging es weiter in Richtung Marsala. Segeste war unser erstes Etappenziel an diesem Tag. Die Tempelanlagen sind zum Teil noch sehr gut erhalten. Griechen, Römer und Phönizier waren die einstigen Herrscher der Insel. Ueber Mozia ging unsere Fahrt dann weiter. Hier wird in grossem Stil Meersalz gewonnen. In Rocca die Cusa wurden die meisten Steine für die grossartigen Tempelanlagen gebrochen. Allerdins sieht es hier aus, wie auf einem Trümmerfeld. Unser Bett fanden wir dann in Scaccia.

Tempel gibt es auch in Selinunte und Agrigento. In Piazza Amerina stand die wohl schönste römische Villa aus vorchristlicher Zeit. Die Mosaike, welche den Boden überziehen, sind gewaltig - vom Ausmass, wie auch in ihrer Detailtreue. Ueber Ragusa erreichten wir unser nächstes Ziel; Siracusa. Die moderne Kirche passt eigentlich gar nicht in das sonst so traditionelle Italien.

Die nächsten zwei Tage verbrachten wir in Marina di Ragusa. Sehenswert ist "Donna Fugata" ein Schloss. Am Strand konnten wir mal unsere Seelen baumeln lassen.

Catania, die zweitgrösste Stadt Sizilien konnten wir nicht auslassen. Den Weg zu unserer Privatunterkuft fanden wir aber nur mit Hilfe einer "Zeichnung" eines Polizisten. Nach einem Abstecher in den Touristenort Taormina führte uns die Route am Aetna, der leider "nicht funktionierte" vorbei zur Schlucht von Alcantara. Mutige können sogar die steile Treppe zum Fluss runtergehen und dort baden. Da aber kaum etwas Sonne auf den Boden der Schlucht fällt ist das Wasser sehr kalt.

Heute stehen die Motorräder mal für kurze Zeit still. Mit dem Schiff setzen wir von Milazzo zur Inser Vulcano über. Kaum sieht man die Insel, sticht einem auch schon der starke Schwefelgerucht in die Nase.

Den letzten Tag auf Sizilien führt uns an der Küste entlang über Cefalù und Solunte wieder nach Palermo. Am Abend verladen wir die Maschinen auf einem der Parkdecks der Excellent

Nachdem wir die Fähre verlassen hatten, machten wir uns auf den Weg Richtung Schweiz. In Genua wollten wir kein Hotel und Zeit war noch vorhanden. So fuhren wir noch bis Novi Ligure, wo wir in einem Motel übernachteten. Nachdem wir das Frühstück vertilgt hatten, machten wir uns wieder auf den Weg. Bis Ivrea fuhren wir noch gemeinsam, dann trennten sich unsere Wege. Remy, Hervé und Daniela fuhren über das Aosta-Tal nach Genève und ich via Milano, Tessin und San Bernadino nach St. Gallen. Ab der Schweizer Grenze wurde das Wetter immer schlechter und als ich aus dem San Bernadino-Tunnel kam, war tatsächlich Schneefall angesagt. Eigentlich gibt es ja für Motorradfahrer kein schlechtes Wetter nur unpassende Kleidung. Nach zwei Wochen im tiefsten Süden von Italien war die Bekleidung in den Schweizer Alpen wirklich unpassend. Zum Glück hat meine R1150GS Heizgriffe... Ich war froh, zu Hause in ein heisses Bad mit einem kühlen Bier steigen zu können.