1. August-Rede - 01.08.2021

nur nicht alles so ernst nehmen

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger von Waldstatt

Viele von Ihnen dürften mich kennen.
Ich heisse Martin und wohne selbst hier in der wunderschönen Waldstatt.
Es ist mir eine besondere Ehre, diese „Ansprache“ heute an meinem Wohnort halten zu dürfen.

«Die Freiheit besteht darin, dass man alles das tun kann, was einem anderen nicht schadet.»
Dieser Satz des Dichters Matthias Claudius ist zwar nicht ganz so alt wie die Schweiz,
aber immerhin auch schon rund 250 Jahre alt. Gültigkeit hatte er freilich schon 1291.
Und Gültigkeit sollte dieser Satz für immer haben.
Ja, muss er für immer haben. Insbesondere der Staat hat sich nicht in unser Leben einzumischen.

Doch die letzten eineinhalb Jahre haben gezeigt, dass der Liberalismus vielleicht noch nicht auf dem Totenbett, aber zumindest im Krankenhaus liegt.
In der Krise hat sich der Staat klammheimlich mehr Macht einverleibt:
Er hat bestimmt, wer arbeiten darf und wer nicht.
Er hat uns zuhause eingesperrt.
Er hat uns vorgeschrieben, wie wir uns noch begrüssen durften.
Und er hat uns mit seinen Millionen gefügig zu machen versucht.

Wir müssen aufpassen, dass wir nicht bald alle am bundesbernischen Tropf hängen.
Das wäre einerseits ineffizient – nie wird es ein Staat schaffen, effizienter zu sein als der Markt –, andererseits würde es uns aber auch die Freiheit nehmen, das zu tun, was wir tun wollen.
Solange, und damit sind wir wieder bei Claudius’ Zitat, wir niemandem schaden, hat sich der Staat zurückzuhalten.

 

Daran sollten wir heute denken. Heute, in Waldstatt, wo insbesondere die Umgebung und die Natur so wunderbar sind.
Heute, am Tag, an dem wir an die Gründung der Schweiz erinnern, die sich die Freiheit schon 1291 auf die Fahne geschrieben hatte.

© Redengenerator St. Galler Tagblatt